01.12.09

Markttag in Meran - Moscardini in umido

Wir in Südtirol leben im Paradies. Davon bin ich überzeugt. In unserer Provinz verschmelzen viele Küchen Europas und man kann sich das Beste heraussuchen. Nicht umsonst sind wir die Provinz mit der höchsten Dichte an Michelin-Sternen Italiens. An Zutaten fehlt es nicht. Ich bekomme alles für die wunderbaren Mehlspeisen Österreichs und Deutschlands, bekomme alle Fleischspezialitäten deutscher und italienischer Küche.... Eine gepökelte Schweinsschulter, für das Rezept von Claudio, oder ein Lardo ist für mich kein Problem. Für jemanden der gerne kocht, das Schlaraffenland.


Jetzt wo ich kein eigenes Gemüse mehr habe muss ich mich anderweitig versorgen. In Meran gibt es einen Wochenmarkt. Auf dem gibt es alles was ein Köcheherz höher schlagen lässt.
Im Sommer muss man früh aufstehen und spätestens um 7.30 Uhr auf dem Markt sein. Später überrollen einem die Touristenmassen. Jetzt im Herbst, aber auch im Winter, hat der Markt eine eigene Stimmung. Das saisonale Gemüse, Fisch, Käse, Wurst und vieles mehr lockt.


Es gibt frische saftige Orangen für Orangenmarmelade, aber bitte in Bio-Qualität, da die Schalen mit hinein kommen.

Spitzkohl, alle möglichen Bohnen und Radicchio gibt es auch schon. Alles auf einmal kann ich nicht nehmen, würd es aber gerne.


Artischocken, das supergesunde Gemüse, und viele wissen nicht was damit anfangen. Ich weiß noch nicht für welches Rezept ich mich entscheiden soll.


Rosa Knoblauch, frischer Peperoncino und Zitronen sind eine Augenweide. Rosa Knoblauch kommt vom Süden Italiens und ist bekannt für seinen zarten Geschmack.

Eine Marktfrau hält mir voller Stolz ihre "Treccia", ihren Zopf mit der "Cipolla di Tropea", der Zwiebel aus Tropea hoch. Ich kaufe natürlich welchen. Es ist ein sehr milder, gut verträglicher Zwiebel, mit keinem anderen zu vergleichen.

Dann komme ich zum Fischstand und kaufe Moscardini, das sind kleine Tintenfische. Hier habe ich sie schon in meinem Sieb mit Wasser gespült. Geputzt sind sie schon.
Ich koche dieses Gericht nur für Norbert und mich. Die Kinder sind noch in der Probier-Phase. Ich habe aber gesehen, dass man sie so am ehesten zu einer Speise, die sie nicht so anspricht, hinführen kann. Mit zwingen erreicht man eher das Gegenteil.
Ich hacke ein wenig Zwiebel, einen gelben, und gebe ihn in wenig Olivenöl in eine Pfanne zum dünsten. Danach kommen diese putzigen Tintenfische dazu. Jetzt schaut es aus als ob sie zum Leben erweckt wären. Sie zappeln und bewegen sich. Aber nur weil sich durch die Hitze die Ärmchen aufrollen, nicht weil sie noch leben. Soviel ich weiß kommen nur wenig Tiere lebend in den Kochtopf: Muscheln, Hummer und Schnecken. Grausam, aber wir essen es halt doch!
Ein wenig Tomatenmark wird dazugegeben und mitgeröstet. Danach gieße ich einen guten kräftigen Rotwein auf. Jetzt habe ich Euch geschockt, ja Rotwein. Es fehlt noch passierter Tomatensugo, Salz und frischer Pfeffer. Deckel drauf und höchstens 15 Minuten kochen, sonst werde die Tintenfische hart und dann kann man sie lange kochen bis sie wieder weich werden.Zum Schluss streue ich noch fein gehackte Petersilie darüber.


Dazu gibt es Polenta, aber die richtige, nicht die Schnellpolenta, die mir immer ein bisschen wie Babynahrung vorkommt. Wer´s noch nie probiert hat, hier das Rezept für den Schnellkochtopf:
  • 1l Wasser (für den 3l Schnellkochtopf, wer einen größeren hat 1 Tasse Wasser dazu)
  • 250 g Polentamehl, mittelgrob
  • Salz
  • 25 g Butter
Ich bringe das Wasser zum Kochen, dann salze ich und rühre das Polentamehl ein. Sofort schließen, sonst verdampft vielzuviel Wasser und das fehlt danach. Ventil auf den 2. Ring gehen lassen. Zeit einstellen, in diesem Fall 10 Minuten und zurückschalten. Auf einem Cerankochfeld könnte man nach 5 Minuten abschalten. Ich koche aber mit Gas und schalte die Flamme auf ganz klein. Nach der abgelaufenen Zeit, stelle ich den Topf in das Waschbecken und lasse Wasser über den Deckel laufen. Das Ventil sinkt, der Topf macht ein komisches Geräusch, er saugt sich Luft an, das ist normal. Ich öffne den Deckel, es liegt noch ziemlich Wasser obenauf, das ist auch normal. Ich gebe ein Stückchen Butter dazu und jetzt rühre ich kräftig das Wasser und die Butter unter die feste Polenta. Sie wird geschmeidig.
Ich schwenke eine feuerfeste Form mit kaltem Wasser aus und schütte die Polenta hinein, so klebt sie nicht an den Rändern an. Wir essen sie so. Aber meistens bleibt noch was übrig. Die erkaltete Polenta, wird fest und lässt sich in einem Stück aus der Form nehmen. Die röste ich dann, in Scheiben geschnitten, abends. Dazu gibt es Käse, wer mag, in dünnen Scheiben geschnitten über den heißen Polenta gelegt, dann schmilz er. Für Norbert und mich ein Glas vom Rotwein dazu und wir sind schon glückliche Menschen. Es braucht nicht viel im Leben!

2 Kommentare:

  1. Recht haste, du lebst im Paradies. Deshalb fahre ich sooft es geht dorthin, meist in den Vinschgau. Ich liebe die Weine dort und das Essen von Trafoier. Polenta im Schnellkochtopf - wieder was gelernt, danke...

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  2. Ich krieg Herzbluten. Mamma mia, quanta grazia di dio in abbondanza.....sono gelosissima.

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