09.12.14

Brennsuppe Deluxe - Die Kochbegeisterung meiner Großmutter

Neulich hatte ich eine nette Unterhaltung. Zwei Nach-Cousinen kamen ins Geschäft, besser gesagt wußte ich nicht, dass es Nach-Cousienen waren, wir kamen erst durch das Gespräch darauf.


Da kam auch die große Anzahl der Kinder auf den Höfen zur Sprache und man klärte mich auf, dass meine Ultner-Oma, hier könnt ihr sie sehen im Kreise ihrer Familie, und zwei ihrer Schwestern, welche ebenfalls im Ultental auf zwei Höfen Bäuerinnen waren, zusammen 40 Kinder hatten. Kann sich das heute jemand vorstellen?

Gekocht wurde sparsam, bei so einer Meute. So kam es, dass meine Oma bei einer ihrer Schwestern zu Besuch war und diese eine Brennsuppe zubereitete. Eine Brennsuppe ist Mehl in Butter eingebrannt, mit Wasser aufgegossen, gesalzen, basta. 

Sie rührte das Mehl zwar ein, blieb aber nicht dabei, um es ständig umzurühren, das Mehl verbrannte fast, sie goss das Wasser trotzdem auf, rührte auch diesmal nur einmal um und die Suppe wurde, wie sie wurde.

Wenn ich richtig verstanden habe, dann kam dieselbige Schwester bei meiner Oma zu Besuch und diese servierte der ganzen Familie eine sehr gute, cremige, würzige Brennsuppe.

Die Schwester fragte, ob sie sich diesen Luxus bei so einer großen Anzahl von Kindern leisten könne.

Da erklärte ihr meine Oma, sie habe fast die gleichen Zutaten genommen wie sie, nur stand sie dabei und rührte von Anfang bis zum Ende regelmäßig um, schüttete das Wasser zum richtigen Zeitpunkt ein, dann gab sie noch ein Lorbeerblatt, welches im Garten wuchs, dazu, um die Suppe angenehm zu würzen.


So sagte meine Oma zur Schwester: "Nur auf das Rühren kommt es an".

Als sie starb hatte meine Ultner-Oma 63 Enkelkinder. Soweit werde ich es nicht bringen.

Heute habe ich für euch die Deluxe-Variante der Brennsuppe, wie sie die Kinder früher nur selten zu essen bekamen. Übrigens aß man die Suppe meistens schon zum Frühstück.


Südtiroler Brennsuppe Delux

Zutaten für 4 Personen:
  • 40 g Butter
  • 70 g Weizenvollkornmehl (später kochte man die Suppe mit Weißmehl)
  • 1,2 l Wasser
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 Ei
  • 1 gekochte Kartoffel
  • Salz
  1. Ich lasse in einem Topf die Butter aufschäumen, eher schon etwas bräunen, dann rühre ich das Mehl ein, rühre es ständig um, bis es sich ein wenig gefärbt hat.
  2. Ich schütte das kalte Wasser dazu, bleibe auch diesmal dabei und rühre solange um, bis die Suppe zu kochen beginnt.
  3. Ich lege ein Lorbeerblatt ein, würze mit Salz und lasse die Suppe ein bisschen simmern.
  4. Das Ei verquirle ich und lasse es portionsweise in die Suppe einlaufen, so bilden sich "Eierflocken".
  5. Die Kartoffel schneide ich in kleine Würfel, rühre sie unter, lasse die Suppe nochmals aufkochen und serviere sie schön heiß. 
Ich habe die Kartoffel mit meinem neuen "Spielzeug" geschnitten.

9 Kommentare:

  1. Ich liebe Deine Geschichten aus der Familie. Die Frauen damals waren zu bewundern, ich kann mir kaum vorstellen, wie sie das Leben mit sooo vielen Kindern geschafft haben, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

    Und Deine Brennsuppe sieht perfekt aus.

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  2. Da hast du vollkommen recht. Es war nicht immer leicht und die Bindung zu den Kindern war eine andere. Die Nach-Cousininnen haben mir noch eine andere Geschichte erzählt: Wieder eine andere Bäuerin im Ultental, welche 15 Kinder hatte, war schwer krank. Der Hof war sehr steil gelegen und die Sanitäter, die sie für einen Krankenhaus-Aufenthalt abholen kamen, mußten zu Fuß mit der Bahre zum Hof kommen. Es war Winter und alles verschneit. Als man die Bäuerin hinunter trug, schlitterten die Männer ein wenig - die arme Frau wußte nicht wie ihr geschah und dachte sie würden kertmachen und wieder zurück zum Hof gehen. Da sagte sie: "Bitte, nicht wieder zurück!"

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  3. Ja, kaum vorstellbar ein Leben wie die frueheren Generation gefuehrt haben. Meine Grossmutter wurde am Anfang vom 1.Weltkrieg geboren, aber sie hat sehr wenig ueber ihre Kindheit erzaehlt.

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  4. Man kann sich denken warum! Vor allem die Frauen hatten kein leichtes Leben. Sie waren unter dem Joch des Mannes, dann der Kinder, der Kirche und des Staates. Sie hatten keine Wahl zu leben wie sie wollten. Ich finde das schon erschreckend.
    Dazu möchte ich noch erwähnen, dass ich meine Oma kaum kannte. Bei sovielen Enkelkindern kannst du nicht mehr zu allen eine Beziehung aufbauen.

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  5. Meine Großmutter hatte 9 Kinder. Ich fragte sie einmal als Kind "Oma, wolltest du denn so viele Kinder?" Sie antwortete mir "Nein, so viele nicht, aber wir Frauen wussten damals (vor und kurz nach dem 1. Weltkrieg) so wenig über Verhütung". Drei Söhne verlor sie dann im 2. Weltkrieg. Solche Schicksale können wir uns kaum vorstellen.
    Brennsuppen kenne ich hier in Westfalen eigentlich nicht, zumindest gab es sie in meiner Familie nie, auch in schlechten Zeiten nicht, dafür aber die unsäglichen Steckrüben :-(
    Lieben Gruß Marianne

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  6. Mir läuft es kalt über den Rücken!! Solche Schicksale gibt es haufenweise. Für Deutschland in den Krig gezogen sind mein Vater und dessen Brüder auch und fast wie ein Wunder alle wieder zurück gekehrt.
    Meine Mutter sagte immer, dass sie diese Brennsuppe nicht mehr sehen konnte. Wahrscheinlich hatte man hierzulande Mehl, bei euch wuchsen Steckrüben und dann gab es einfach nur das was halt vorrätig war.
    Das ist alles noch nicht sooo lange her.

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  7. Danke für diese Geschichte aus der Familie, und danke auch für das Rezept!
    Da, wo ich herkomme, sagt(e) man Einbrennsuppe zu dieser Art von Speise; und hier wurde sie meist mit Schweineschmalz gemacht und eventuell zur Abrundung etwas Sauerrahm dazugegeben, ein Spritzer Essig, möglicherweise auch (getrocknete) Steinpilze - das war aber auch schon die Luxusausgabe; als Gewürze wurden neben Salz auch Pfeffer und v.a.Kümmel verwendet.

    Herzliche Grüße
    Elena

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  8. Ich vermute, dass auch hierzulande häufig Schweineschmalz verwendet wurde. Einen Spritzer Essig kenne ich auch. Aber wahrscheinlich wurde der für das Frühstück eher weg gelassen.

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